Der König der Tore / Theo Stieger

Als Torschützenkönig wird ein Fussballspieler bezeichnet, der innerhalb eines Wettbewerbs, entweder einer Saison oder eines Turniers, die meisten Tore für seine Mannschaft erzielt hat. Dieser Spieler ist dann für eine Saison lang der König der Tore. 

Diese begehrliche Auszeichnung hat der wohl beste Rheintaler Stürmer aller Zeiten gleich mehrfach eingeheimst und das auch auf schweizweit höchstem Amateurniveau. Die Rede ist vom Altstätter Ausnahme- stürmer Theo Stieger. Jahrelang war er für seinen FC Altstätten der Top-Scorer schlechthin. Mit seinen unwiderstehlichen Antritten und seiner enormen Durchschlagskraft erreichte er Kultstatus und das nicht nur im Rheintal. «Die Leute erkennen mich auch heute noch und verbinden meine Person immer wieder mit dem FC Altstätten und mit meinen vielen erzielten Toren», sagt Stieger, der inzwischen ein passionierter Reiter ist und mit seinen Töchtern dieses schöne Hobby betreibt. Wie viele Tore der Altstätter in seiner Karriere erzielte, weiss er nicht mehr. «Vermutlich waren es Hunderte», schmunzelt er redegewandt. 

Seine grösste «Waffe» war mit Bestimmtheit der sogenannte stehende Ball. Seine Freistösse bleiben unvergesslich den Stieger hatte die Fähigkeit, die Bälle so zu treffen, dass er sie nicht nur sehr präzise, sondern auch mit enormer Wucht auf das Tor schiessen konnte. Die Gegner wussten um diese grosse Gefahr, sie fürchteten sie und stellten nicht selten 6 oder gar 7 Spieler in die eigene Mauer. Und doch versenkte er immer und immer wieder solche unvergessliche Freistösse. Hohen Unterhaltungswert hatten auch seine Eckbälle, die jeweils eine regelrechte Panik im gegnerischen Strafraum auslösten. Die immer scharf zur Mitte getretenen Bälle fielen oftmals im hinteren Drittel der Querlatte wie reife Pflaumen zu Boden und landeten nicht selten, für den Torhüter unhaltbar, einfach im Netz.

Mit Stieger zu diskutieren macht Spass. Mit einer sehr direkten Art erzählt er von seiner Fussballkarriere und gibt dabei immer wieder knackige Antworten. «Ich hatte in meiner Laufbahn immer wieder sehr gute Trainer. Beispielsweise Ernst Hasler, mit dem wir innerhalb von nur drei Jahren von der 2.Liga in die Nationalliga B aufgestiegen sind. Als aber dann während jener Saison Hasler durch den deutschen Profitrainer Helmut Richert ersetzt wurde, entdeckte ich den Fussball neu. Wir gingen mit Richert durch ein regelrechtes Stahlbad, im konditionellen sowie im taktischen Bereich und erreichten als Mannschaft innerhalb kürzester Zeit ein Niveau, das wir nicht kannten». In der Saison 1982/83 überrannte der FC Altstätten seine Gegner regelrecht «und das war der Verdienst von Richert», sagt Stieger. 

die Fans feiern Theo Stieger anlässlich des Aufstieges in die Nationalliga B

Zu seinen Karrieren-Highlights gehören natürlich die vielen Promotionsspiele und die damit verbundenen Aufstiege. «Solche Momente vergisst man nie mehr. Wir hatten eine tolle Mannschaft und super Fans, die uns jeweils zu hunderten überallhin begleiteten». Und dann waren da noch die Spiele gegen den FC Locarno. «Wir hatten ein einmaliges Verhältnis zu den Tessinern. Nicht selten sassen wir nach den Partien, die immer sehr speziell waren, noch gemütlich zusammen und tranken 1 oder 2 Biere», sagt der Altstätter lachend. Auf die Frage ob er in seinem Fussballerleben etwas bereue, antwortet der Rheintaler klar und deutlich: «Nein! Ich hatte eine tolle Karriere. Obwohl ich zwei nicht schlecht dotierte und unterschriftsbereite Profiverträge (FC Zürich und FC Lugano) auf dem Tisch liegen hatte, entschied ich mich für den Amateurstatus, denn in jener Zeit übernahm ich das Geschäft meines Vaters und das war mir wichtiger». 

1987 beendete der damals 37-jährige Theo Stieger seine Fussballerlaufbahn. Er blieb seinem FC Altstätten, bis auf einen kurzen Abstecher zu Montlingen, immer treu und darf heute für sich in Anspruch nehmen in den regionalen Fussballerkreisen unvergesslich zu bleiben.

Danke Theo für deine unzähligen Tore, die du für den FC Altstätten erzielt hast. Sie sorgen auch heute noch für regen und emotionalen Diskussionsstoff und dafür gebührt dir Hochachtung!  

In den nächsten Zeilen sind sämtliche Spiele dieser Premieren-Saison 1979/80 im «Telegrammstil» aufgelistet.

Der SC Brühl SG verlor das Entscheidungsspiel gegen den SC Zug 4:3 nach Verlängerung und stieg zusammen mit dem FC Zug in die 2.Liga ab. / Einen Sieg hätten die Stadt-St.Galler gegen den FCA benötigt, um dem Abstieg zu entrinnen. Die Rheintaler verhielten sich aber sportlich sehr fair. Obwohl bereits für die Aufstiegsrunde qualifiziert, machten die Altstätter kein «Kantonspäckli», sondern gaben nochmals Vollgas und sorgten damit für keinerlei Wettbewerbsverzerrungen. Der SC Brühl verzieh ihnen dies jahrelang nicht und erkor die Rheintaler fortan zu ihrem «Todfeind»…  So sei es und so war es …… 

Was sich damals schon während der gesamten Spielzeit abzeichnete, wurde schlussendlich Tatsache. Der FC Altstätten spielte eine grandiose Saison und qualifizierte sich sensationell für die Aufstiegsrunde. Als 1.Liga-Neuling mit wenig Kredit gestartet, kristallisierte sich rasch heraus, dass die Mannschaft um Trainer Ernst Hasler weit mehr war als ein Aussenseiter. Nach wenigen Runden fürchteten sich die Gegner regelrecht vor den Rheintalern und deren Anhang, denn die verschworene Einheit, die vor Selbstvertrauen förmlich strotzte, zeigte viele Spiele lang keinerlei Schwächen und trat oftmals so kompakt auf, das es kaum einem Gegner gelang, sie zu bezwingen. Die lediglich 2 Niederlagen und das aufsehenerregende Torverhältnis von 57:34 waren Werte, die definitiv nicht zu einem Liganeuling passten. 

Das Tor zur Nationalliga B war plötzlich offen und die Rheintaler erhielten die Möglichkeit, sich in den Aufstiegsspielen mit dem Spitzenteam FC Bulle zu messen. Ein Duell David gegen Goliath, bei dem sich David hervorragend in Szene setzte.

Blick- Schlagzeile vom September 1979

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