
Eine erfolgreiche Ära mitgeprägt
Zum 100-jährigen Bestehen des Bündner Fussballverbandes kommt es am Samstag, 2. Oktober 2021 zu einem Legendenspiel zwischen einer Nationalliga-Auswahl des FC Chur und früheren Schweizer Nationalspielern. Das sechsjährige Gastspiel des FC Chur in der NLB mitgeprägt haben mit Kevin Streule, Marcel Stoob und Giuseppe Taini auch drei Fussballer aus Rapperswil-Jona.
Präsident Arnold Mathis, ein einflussreicher Bauunternehmer, stellte Mitte der Achtzigerjahre die finanziellen Mittel bereit. Auf dem Platz gab der vormalige deutsche Bundesliga-Profi Hans Krostina die Marschrichtung vor. Mit ihm und einer Reihe arrivierter Fussballer marschierte der FC Chur zwischen 1985 und 1987 auf direktem Weg von der 2. Liga in die Nationalliga B durch.
An der Seite von Vladimir Petkovic
Auf einmal hiessen die Gegner nicht mehr Rapperswil-Jona oder Eschenbach, mit denen sich Chur in der Saison 1985/86 noch in der 2. Liga duelliert hatte, sondern FC Basel oder FC Zürich. Einen entscheidenden Beitrag zum Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse leistete der Rapperswiler Kevin Streule. Er war 1986 mit der Referenz von 14 Einsätzen in der Nationalliga A vom FC Winterthur zum damaligen Erstligisten transferiert worden, half die Defensive zu stabiliseren und trug mit seiner Erfahrung in der NLB-Premierensaison zum sicheren Ligaerhalt bei. An seiner Seite spielte unter anderem der spätere Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic. 1988 verliess Kevin Streule den FC Chur nach zwei Spielzeiten und legte aufgrund einer Auslandreise eine halbjährige Pause vom Fussball ein. Später stand er in Glarus nochmals auf Stufe Nationalliga B im Einsatz, ehe er seine Karriere in Stäfa (1. Liga) und bei seinem Stammverein Rapperswil-Jona (mit 1.-Liga-Aufstieg 1996 als krönender Abschluss) ausklingen liess.
Via Chur zurück in die NLA
Während Streule den FC Chur im Sommer 1988 verliess, stiess mit Marcel Stoob ein anderer aus dem Nachwuchs des FC Rapperswil-Jona hervorgegangener Mittelfeldspieler zum Bündner Stadtclub. Stoob hatte zuvor als Jungprofi beim FC Zürich in der Nationalliga A Spielpraxis gesammelt und gehörte zum Zeitpunkt seines Transfers zum FC Chur zum Stamm der Schweizer U21-Nationalmannschaft. Sein leihweiser Übertritt vom FCZ nach Chur hatte mitunter logistische Gründe. Stoob absolvierte in Chur die Rekrutenschule und sah beim NLB-Klub die Möglichkeit, trotz militärischer Verpflichtungen auf viel Einsatzzeit zu kommen. Die Rechnung ging auf. Als laufstarker, technisch versierter Mittelfeldspieler gehörte Stoob in Chur auf Anhieb zur Stammelf und empfahl sich mit guten Leistungen für eine Rückkehr in die Nationalliga A. Bei der AC Bellinzona erhielt er für die Saison 1989/90 einen Vertrag, doch wie zuvor beim FC Zürich lernte Stoob auch im Tessin mit dem Abstieg aus der höchsten Spielklasse die Schattenseiten im Fussball-Business kennen. Nach einem weiteren Engagement in der Nationalliga B (FC Glarus) kehrte der Joner 1991 zu seinem Stammverein Rapperswil-Jona zurück, wo er aufgrund körperlicher Beschwerden seine Karriere 1994 beendete.
Ehrgeiziger Ersatztorhüter
Drei Jahre dauerte das Gastspiel von Giuseppe Taini beim FC Chur. Der Joner war im Sommer 1991 als aufstrebender Torhüter vom Zürcher Erstligisten zu den Bündnern, bei denen mittlerweile der ehemalige tschechoslowakische Nationalspieler Ladislav Jurkemik als Trainer das Sagen hatte, gewechselt. Beim Trainingsauftakt zeigte er sich ehrgeizig: «Ich möchte hier die Nummer 1 werden», äusserte er sich zu seiner Zielsetzung. Im Duell mit dem bewährten Stammgoalie Valentin Oberholzer zog der gebürtige Italiener dann allerdings den Kürzeren. Taini musste sich mit vereinzelten Einsätzen in der Nationalliga B begnügen, hielt den Churern nach dem Abstieg in die 1. Liga eine weitere Saison die Treue, ehe er bei Red Star Zürich, Tuggen und seinem Stammverein Rapperswil-Jona nochmals in der 1. Liga zwischen den Pfosten stand und nebenher an der beachtlichen Karriere seines jüngeren Bruders Davide, der beim FC Zürich und bei den Grasshoppers das Tor hütete, erfreuen durfte.
Prominentenspiel gegen Chapuisat und Co.
Das Gastspiel des FC Chur in der Nationalliga B dauerte von 1987 bis 1993. Zum Anlass des 100-jährigen Bestehens des Bündner Fussballverbandes kommt es am nächsten Samstag im altehrwürdigen Stadion Ringstrasse in Chur (Spielbeginn 16.30 Uhr) zum grossen Revival. Eine Auswahl ehemaliger NLB-Fussballer des FC Chur trifft in einem Legendenspiel auf die von Gilbert Gress gecoachten Suisse Legends, bei denen einstige Stars wie Stéphane Chapuisat, Diego Benaglio oder Thomas Bickel erwartet werden. (ff)
Deutsche Sprache: “Sein leihweiser Übertritt vom FCZ nach Chur hatte mitunter logistische Gründe. – Das Wort „mitunter“ bedeutet gemäss Duden „ab und zu“, „gelegentlich“ und nicht „unter anderem“ und ist darum hier falsch angewendet.