Melanie Mazenauer vom FC Altstätten wird in einer spektakulären Veranstaltung vor 1200 illustren Gästen zur besten Schiedsrichterin der Ostschweiz gekürt, umrahmt von Gala, Charity und einem Hauch von Glamour. Hinter diesem Titel stecken viel Aufwand, Engagement und Leidenschaft.
Plötzlich taucht ihr Name auf der grossen Leinwand auf. Melanie Mazenauer erfährt an der Gala der Ostschweizer Fussballnacht, was ihre Familie schon länger wusste: Sie erhält den Award als beste Schiedsrichterin der letzten Saison. Dieser Titel wurde noch nie verliehen, eine grosse Ehre also. «Mein Vater Sandro, selbst lange Zeit aktiver Schiedsrichter und unterdessen als Coach und Instruktor beim Verband immer noch fest mit den Schiedsrichtern verbandelt, hat mich einfach wieder mal zu dieser Gala eingeladen. Ich habe nichts davon gewusst. Umso grösser nun die Überraschung und die Freude!», so eine sichtlich stolze Melanie Mazenauer.
Mehr Aufwand als viele Fussballer
Melanie Mazenauer sprudelt und strahlt, wenn sie von ihrer Tätigkeit als Schiedsrichterin erzählt. «Genau genommen bin ich beides: Schiedsrichterin und Schiedsrichterassistentin. Ich habe frühstmöglich, also mit 15, damit angefangen und meistens sehr gute Noten erhalten von meinen Coaches. Aber natürlich nicht immer.»
Angefangen beim Arbitrieren bei den C-Junioren, wurde Melanie schon bald in die regionale Talentgruppe aufgenommen, um von zusätzlichen Trainings und Schulungen zu profitieren. «Dort wurde ich ermutigt, mein Talent als Assistentin an der Swiss Referee Academy zu vertiefen und darum darf ich jetzt bereits in der 1. Liga classic assistieren.»
Dank ihres Studiums wohnt Melanie Mazenauer in Olten, von wo aus die Wege an die vielen Kurse nicht so lang sind. Die meisten Kurse finden in Bern und in der Westschweiz statt.
«Ich bin jede Woche Teil eines Dreierteams. Und das ist es, was mir besonders gefällt: Zu dritt, als Team, versuchen, eine perfekte Leistung hinzukriegen, Woche für Woche. Dabei nicht nur in Sekundenschnelle die richtigen Entscheide zu treffen und auch eine noch so spezielle, seltene Regel sofort abrufbar zu haben, sondern auch zwischenmenschlich und gruppendynamisch die Emotionen positiv steuern zu können. Eine echt coole Sportart, das Schiedsrichterwesen!», gerät sie ins Schwärmen.
Zusätzlich zu den Matches, Kursen und Online-Übungen trainiert Melanie Mazenauer zwei, meist sogar drei Mal pro Woche im Fitnessbereich, also an ihrer Kraft, Ausdauer und auch Schnelligkeit, denn in der 1. Liga ist das Tempo sehr hoch. Wer hier auf Ballhöhe sein will – und das muss eine Assistentin zu jeder Zeit – muss schnell und geschickt sein, aber auch das Spiel lesen können. «Die besten Trainings sind Spiele. Je mehr Routine, desto besser kann man Spielsituationen lesen und Entscheidungen treffen.»
Karriere – Höhepunkte und Ziele
Beim Gespräch mit der besten Schiedsrichterin des Jahres wird schnell klar: Hier ist eine intelligente, motivierte Frau am Werk, die sehr viel aus ihrem Hobby als Schiedsrichterassistentin rausholt. «Ich habe vor allem Spass daran. Ohne Spass wird das nichts. Ich komme rum, lerne Leute kennen, bin fit, spüre die Emotionen des Fussballs und seit dem 7. April 2022 bin ich sogar international unterwegs, heisst zum Beispiel: Drei Tage Finnland, einen Tag Anreise, der zweite Tag gehört dem Spiel, am dritten Tag reist man wieder zurück. Dazwischen macht man Erfahrungen, die man im Leben gut brauchen kann, logiert in schönen Hotels, ist im Team unterwegs, alles bezahlt und mit einem guten Sackgeld garniert. Was für eine coole Erfahrung!»
Tatsächlich kommt Melanie Mazenauer bereits auf 4 internationale Einsätze und stieg in diesem Jahr in die 1. Liga auf. Hier muss sie sich nun wieder behaupten und gute Leistungen zeigen. Drei Mal wurde sie bereits gecoacht und benotet, jedes Mal waren die Noten gut. «Am Schluss einer Saison komme ich wohl auf 10 Coachings. Ich bin also auf bestem Weg, in der 1. Liga Fuss zu fassen. Was danach kommt, sehen wir dann. Schlussendlich will ich jedes Spiel perfekt assistieren. Die Noten sind dann von selbst gut, wenn ich mein Ziel erreiche.»
Lukrative Lebensschule
Melanie hat bis zu den Junioren B selbst Fussball gespielt. Sie ist mit drei Brüdern aufgewachsen und einem Vater, der in der Schiedsrichterszene noch immer aktiv ist. Sie kannte die Schiriwelt also schon und hat sich angemeldet, sobald es möglich war.
«An das erste Spiel erinnere ich mich nicht mehr so richtig. Ich weiss nur noch, dass der FC Rüthi gespielt hat, Junioren C, und dass ich von einem Coach betreut wurde. Aber das ist ja klar. Die ersten Schritte macht man nicht allein», so Melanie Mazenauer, die notabene die dienstälteste weibliche Schiedsrichterin ist in der Ostschweiz. Dass sie sich nicht mehr an die Details erinnert, ist wohl als gutes Zeichen zu deuten. «Ich kann den jungen Leuten nur empfehlen, den Sport Schiedsrichter:in auszuüben. Man lernt viel fürs Leben, bekommt breite Schultern, bleibt fit, körperlich und geistig, und nebenbei gibt es noch ein Sackgeld.» Der FC Altstätten, ihr Stammverein, ist sehr stolz auf ihre Schiedsrichterin und ist auch sonst angewiesen auf weitere Leute, die sich gerne diesem Hobby verschreiben würden. Im Moment läuft die Suche grad auf Hochtouren, weil Altstätten sehr viele Aktivteams angemeldet hat.
Quelle: FC Altstätten (Andreas Broger)