Mit Saisonstart 2021/22 beginnt im Vorarlberger Frauenfußball eine neue Zeitrechnung. Die sportliche Heirat des SCR Altach und des FFC Vorderland ist vergangene Woche offiziell gemacht worden. Verena Müller, langjährige Kapitänin, Vizeobfrau und mehrfache Fußballerin des Jahres hat mit uns im Interview über den Zusammenschluss gesprochen.
1.) Vergangene Woche wurde es offiziell gemacht: Welche Ziele und Erwartungen verbindest du mit dem Zusammenschluss der beiden erfolgreichsten Vorarlberger Vereine im Herren- und Damenfußball?
Ich glaube, dass der FFC Vorderland durch den Zusammenschluss mit dem SCRA, noch einmal eine neue Dimension erreichen kann. Zum einen sind die Strukturen in Altach schon deutlich weiter fortgeschritten – administrative Aufgaben können somit auf breitere Schultern verteilt werden. Zum anderen ist aber auch die professionelle Infrastruktur gegeben, die es braucht, um unsere Ziele seriös in Angriff nehmen zu können. Zusätzlich ist es schon auch meine Hoffnung, dass der Frauenfußball durch diesen Zusammenschluss noch mehr in den Fokus rückt und einen weiteren Aufschwung erlebt.
2.) Nach vielen Jahren als sportliche Nomaden findet der FFC mit dem Zusammenschluss eine fixe sportliche Heimat in der CASHPOINT Arena. Inwiefern kann das auch sportlich noch einmal einen Schub geben?
Jeder Fußballclub braucht eine sportliche Heimat, wir haben diese in Altach nun endlich gefunden. Für die meisten Vereine ist es normal, dass Trainings- und Spielstätte am selben Ort sind, für uns ist dies nun ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Professionalität. Dazu gibt es einfach das Gefühl, nach Hause zu kommen. Dass wir auch die tollen Trainingsbedingungen im Campus nützen dürfen, setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Wir Frauen beim FFC spielen Fußball aus Leidenschaft, nicht des Geldes wegen. Der Aufwand, neben Arbeit, Schule und Studium, ist für viele von uns riesig. Deshalb sehe ich diesen Zusammenschluss als große Motivation, unsere Ziele auch unter etwas erschwerten Bedingungen nicht aus den Augen zu verlieren. Zudem bietet Altach eine deutlich besser Perspektive für potentielle Neuzugänge.
3.) Vor der anstehenden Frühjahrssaison in der Planet Pure Frauen Bundesliga ist der FFC als Sechstplatzierter „Best of the rest“ hinter den Top-Teams der Liga. Welche Ziele habt ihr in den verbleibenden neun Saisonspielen noch?
Unsere oberste Priorität ist der Klassenerhalt. Aber natürlich ist es auch ein großes Ziel, den Platz im Mittelfeld zu festigen und in der Endabrechnung besser abzuschließen als in den vergangenen Jahren.
4.) Eine wichtige Rolle in der gemeinsamen Kooperation spielt neben dem SCRA und dem FFC auch der FC Rot-Weiß Rankweil. Kann deiner Meinung nach langfristig der gesamte Vorarlberger Frauen-Fußball von dieser Zusammenarbeit profitieren?
Der FC Rot-Weiß Rankweil leistet vom Nachwuchs bis hin in den Spitzensport seit Jahren außergewöhnliche Arbeit. Der rote Faden ist von klein bis groß gut zu erkennen. Durch die Zusammenarbeit mit Rankweil können wir jedem Mädchen einen angepassten Einstieg in ihr Leistungsniveau ermöglichen. Es ist aber auch sehr wichtig, dass die allgemeine Breite im Vorarlberger Frauenfußball aufrechterhalten bleibt.
5.) Vergangene Woche wurde mit Anna Bereuter erstmals nach längerer Zeit wieder eine Vorarlbergerin ins A-Nationalteam berufen. Anna wechselte im Sommer 2020 vom FFC nach St. Pölten. Ist der Umzug nach Altach, mit den Spielen im Stadion und professionelleren Rahmenbedingungen, für die Zukunft wieder ein Argument, talentierte Spielerinnen im Land zu halten?
Für Anna war der Schritt im vergangenen Sommer mit Sicherheit der Richtige. Als Serienmeister und Champions League-Teilnehmer bietet St. Pölten Rahmenbedingungen, die dem Profifußball schon sehr nahekommen, was wir zu diesem Zeitpunkt nicht konnten. Seither hat sich allerdings einiges verändert. Durch den Umzug nach Altach haben wir die Möglichkeit, drei gemeinsame Einheiten mit Ball am selben Ort zu absolvieren, dazu noch einmal wöchentlich die Nutzung der Kraftkammer. Die Infrastruktur in Altach bietet alles, was es braucht, um höchst professionell zu arbeiten. Dadurch erhoffen wir uns natürlich, zukünftig nicht mehr nur Sprungbrett zu sein, sondern gute Spielerinnen wie Anna langfristig bei uns zu halten.
6.) Du selbst bist seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil des FFC, dazu langjährige Kapitänin und mittlerweile auch Vize-Obfrau. Welche Ziele möchtest du in deiner Karriere noch erreichen?
Es wäre sehr schön, den Namen SPG SCR Altach/FFC Vorderland in den nächsten Jahren nicht im unteren Drittel der Tabelle aufzufinden. Ich möchte mit der Mannschaft noch konstanter werden und unsere Leistung über die gesamte Saison abrufen. Dann wäre es natürlich schön, irgendwann auch in die Top 5 vorzustoßen. Mit ziemlicher Sicherheit werde ich meine Karriere irgendwann bei diesem Verein beenden. Bis dahin möchte ich sowohl auf als auch neben dem Platz mein Bestmögliches geben.
Steckbrief:
Name: Verena Müller
Geburtsdatum: 25.10.1995
Nationalität: Österreich
Position: Offensives Mittelfeld